Einen Punkt gewonnen oder zwei verloren?

So richtig wusste Spielertrainer Torsten Kichhardt nach dem 5 Satz Match (23, -18, 26, -16, -10) in Waldgirmes nicht, wie er das Ergebnis bewerten sollte. Hatte sein Team, das ohne vier wichtige Angreifer angereist war, nun einen Punkt beim Tabellendritten gewonnen, oder musste man schon sagen, dass angesichts einer 2:1 Satzführung zwei Punkte verloren waren. “Licht und Schatten würde ich sagen.” analysierte er am Ende “aber der Punkt reicht, um den zweiten Platz in der Tabelle zu halten.”

Kirchhardt hatte aufgrund des Fehlens von Benny Loritz, Marko Kienast, Seyar Rahmani und Philipp Lintner – vier starke Optionen auf den Aussen- und Diagonalpositionen – Markus Wintergerst kurzfristig überredet, die Reise ins Hessische mit anzutreten und mit ihm gemeinsam den Aussenangriff der Blankenlocher zu bilden. “Sonst wäre es echt eng auf der Annahmeposition geworden.” so der TSG Coach. “Gut, dass Markus dabei war.” Ansonsten gab Kirchhardt Flo Ebert und Stefan Hornung in der Mitte, Fabio Weingärtner auf der Diagonalen und Thomas Heidebrecht im Zuspiel das Vertrauen, ebenso wie Libero Juraj Valovic.

Es entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, in dem Blankenloch am Ende des Satzes die Nase vorn hatte, obwohl die TSG sich durch hektisches Verhalten in Spielaufbau und in der Abwehr das Leben selbst schwer machte. Anstatt aber nach dem Satzgewinn mit mehr Ruhe in den zweiten Satz zu starten, ließ die TSG die Hausherren ins Spiel kommen. In dieser Phase büßte das Aufschlagspiel der Gäste dermassen an Qualität ein, dass die Hessen die Bälle nach Belieben verteilen und im TSG Feld versenken konnten.

Im dritten Satz schien das Spiel endgültig gekippt zu sein. Die Gastgeber waren oben auf und agierten selbstbewusst, die Gäste haderten nach verlorenen Ballwechseln zu Lange mit sich selbst. “Dann kam glücklicherweise die Reaktion” so Kirchhardt, der bei 16:13 mit Michael Kessler und Steffen Schad die beiden verfügbaren Optionen von der Bank brachte. Nachdem der TVW Vorsprung auf 18:13 angewachsen war, nahm die TSG endlich den Kampf an, war aggressiver und setzte Waldgirmes ziemlich unter Druck. Ehe man sich versah, hatte Blankenloch auf 19:19 ausgeglichen. Die Hessen zogen zwar nochmal weg (23:20), doch die dann zurückgewechselten Heidebrecht (Abwehr) und Weingärtner (As, Aufschlagwinner) sowie Kirchhardt selbst (Aufschlagpunkt) führten ein Aufholjagd an, in der die TSG zunächst vier Punkte in Folge machte (23:24), dann einen Satzball abwehrte (26:25) und am Ende mit 26:28 den Satz gewann. 

Abermals war der Gast in Führung gegangen und der erste Tabellenpunkt war sicher. Wieder muss man sich aber wundern, warum Blankenloch den Schwung des Satzgewinns nicht über die Satzpause hinweg mitnehmen konnte. Über diesen Satz würde die TSG wohl am liebsten den Mantel des Schweigens legen, da sie ab dem Stand von 8:6 gleich 10 (in Worten: ZEHN!) Punkte am Stück abgeben musste. “Da fallen mir nicht viele jugendfreie Worte ein, unsere Leistung zu beschreiben.” schüttelte Kirchhardt sichtbar frustriert den Kopf. “Ich denke, ‘erbärmlich’ oder ‘jämmerlich’ trifft es vielleicht ganz gut.” Nichts klappte bei der TSG, das Team  zeigte das volle “Nicht zu Hause nachmachen”-Programm: wackelige Annahme, zögerliche Angriffe, unkonzentriertes Aufschlagverhalten, da war für jeden etwas dabei. Auszeiten und Wechsel verpufften und der Rest der Partie hätte ein Schaulaufen von Waldgirmes werden können, wenn die Badener am Ende nicht nochmal Moral gezeigt hätten (22:9 auf 25:16), um sich für Satz 5 in Fahrt zu bringen.

Obwohl Satz fünf über weiter Strecken noch mal einigermassen gefällig war, reichte am Ende die Kraft nicht aus (4:0, 5:5, 8:5, 9:8, 11:9, 15:10). Bei Waldgirmes war MVP Manuel Lohr eine zuverlässige Adresse im Angriff, so dass für die Gastgeber nichts mehr anbrannte. 

Am kommenden Samstag (16:00 Blankenloch) sollen gegen die Jugendspieler vom Internat in Frankfurt wieder möglichst drei Punkte her, um ganz vorne mit drin zu bleiben. Kirchhardt geht derzeit davon aus, dass er auf einen größeren Kader zurückgreifen können wird.